Sonntag, 25. Juli 2010

My Story Teil 12

Tut mir leid, dass es wieder so lange gedauert hat!
So ging es weiter:

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Nachdem ich nun herausgefunden hatte, was es mit den "Overstays" auf sich hatte, wollte ich natürlich auch, dass das amerikanische Konsulat davon in Kenntnis gesetzt wird. Nicht dass ich dann, wenn ich um das Business Visum ansuchen wollte, mich erst durch diese Sache kämpfen müsste.

Ich erhielt einen Termin im österreichischen Außenministerium, und der Beamte dort war sehr hilfsbereit. Er hat sogar mit dem amerikanischen Botschafter-Stellvertreter gesprochen, der ihm aber nur mitteilte, dass ich es dem Konsulatsbeamten beim Interview erklären soll, dass ich nicht illegal im Land gewesen war. Auch sagte er, was ich schon so oft hörte, "alles liegt im Ermessen des Beamten, der die Sache bearbeitet".
Ich hatte mir irgendwie erwartet, dass man mir wenigstens meine "beschmutzte Weste" wieder rein waschen würde, aber weit gefehlt!

Auch meine Hoffnung, dass mich vielleicht jemand vom Österreichischen Außenministerium zu meinem nächsten Interview begleitet, hat sich bei diesem Gespräch zerschlagen.

Also ich war wieder auf mich alleine gestellt, und musste mich wohl darauf vorbereiten, dass ich mit meinen beiden Pässen, dem alten und den neuen, zum Interview gehen muss, um dann dort vor Ort die falschen Stempel und die damit verbundenen falschen Anschuldigungen zu bekämpfen.

Wenigstens meine Arbeit lief sehr gut, und ich konnte gute Aufträge schreiben, aber anscheinend noch zu wenige um eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Immer wieder hörte ich, dass ich nur Paletten Mengen verkaufen soll, da ich kleinere Aufträge sonst selber zustellen musste. Wenn die Lager meiner Kunden zu voll waren, nahm ich das nun auch noch auf mich, um ja genügend Umsatz zu produzieren, denn ich musste inzwischen schon in meine Privatkasse greifen, um meine Kosten abzudecken.

Für September 2007 hatte ich mein nächstes Interview geplant, dieses Mal für ein Business Visum! Bis dahin würde ich auch mit den Produkten so sicher sein, dass ich mir zutraute, sie in Amerika vertreiben zu können. Immer wieder bat ich meinen Vorgesetzten, den Senior Chef, ob er mir nicht ein Schreiben vorbereiten könnte, das ich dem Visumsantrag beilegen konnte. Schließlich musste ich ja beweisen, dass ich tatsächlich in einem aufrechten Arbeitsverhältnis stand, und der Grund meiner Einreise in die USA, der Aufbau einer Niederlassung dieser Firma in den Staaten war.

Von meinem Chef wurde ich aber nur vertröstet und hin gehalten, aber schließlich bat man mich, dass ich das Schreiben selber verfassen sollte. Eigenartig, dachte ich mir, aber ich führte es darauf zurück, dass sich mein Boss womöglich mit Englisch nicht so sicher war. Meines war ja auch nicht besonders, aber sicher hatte ich mehr Übung als er.

So verfasste ich halt selber einen Brief, zuerst in Deutsch, und bat den Chef, den Text zu verändern wie er wollte, was er aber nicht tat. Er ließ es mich übersetzen, so wie es war und setzte nur seine Unterschrift darunter. So hatte ich nun schon all meine Papiere, die ich für das bevorstehende Interview benötigte, bereit.

Mit dem Schwiegersohn meines Vorgesetzten hatte ich kaum etwas zu tun, aber wenn sich unsere Wege kreuzten, wurde ich immer mit Verachtung bedacht, weshalb das so war, konnte mir niemand sagen, nicht einmal er selbst.

Ende August war ich zu einer Hochzeit in Deutschland eingeladen und ich nahm mir ein paar Tage frei. Als ich wieder zu Hause war und meine E-Mails aufarbeitete, fand ich meine Kündigung darunter, - meine erste in meinem ganzen Leben. "Aus gegebenem Anlass" hieß es dort, und ich hatte nicht im Traum eine Idee was damit gemeint sein könnte. Ich war sprachlos!!!

Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, rief ich den Seniorchef an, der sich bei mir gleich mal entschuldigte. Er erklärte mir, dass sich einer meiner Kunden bei ihm beschwert hätte, weil ich ZU VIEL an seine Filialen verkauft hätte!!!! Nur um diesen großen Kunden nicht zu verärgern, hätte man mich kündigen müssen. Für mich war das nur eine Ausrede, kein Kunde hatte sich bei mir beschwert, und wenn, dann hätte man die Ware ja zurück nehmen können. Ich führte es auf den Schwiegersohn zurück, er hatte sich nun endlich durchgesetzt. Er konnte mich von der ersten Minute an nicht leiden!

Aber selbst, wenn die Sache mit den Mengen wirklich gestimmt hatte, ich fühlte mich trotzdem nicht verantwortlich. Ich wurde ja dazu angehalten, diese Mengen zu verkaufen, ich selbst hatte ja noch keinerlei Erfahrungswerte, was den Abverkauf betrifft. Meine diesbezüglichen Fragen wurden immer nur damit beantwortet, dass die Mindestauftragsmenge pro Bestellung eine Palette sein müsse. Mir kam das immer viel vor, aber ich tat, was man von mir verlangte, woher sollte ich wissen, wie viel dann abfließen würde. Auch Statistiken standen nie zur Verfügung, ja und so tat ich, was man von mir verlangte! Und nun war das der Kündigungsgrund???

"Business Visum ade", sagte ich enttäuscht zu meinem Boss, der ja meine wahre Motivation für diesen Job kannte! "Nein, nein", versicherte er mir, "diese Kündigung betrifft nur den österreichischen Markt." Sollte ich das Visum bekommen, würden er und ich auf alle Fälle den amerikanischen Markt aufbauen.

Auch nicht schlecht, dachte ich mir, somit habe ich wenigstens noch ein paar Wochen Zeit bis zum Visa Termin und komme dort nicht total gestresst von der Arbeit an. Er versprach mir auch, mit mir zum Interview zu kommen, um mir zu helfen, und vor allem um zu bestätigen, dass der Job echt war.

Weil ich sowieso nur zurück zu meinem Mann wollte, trauerte ich dem Job in Österreich nicht nach, meine Zukunft war ja in Amerika. Aber die Art und Weise, wie das ganze gelaufen ist, war schon ein Schlag für mich, denn ich hatte wirklich sehr schwer gearbeitet! Ich wusste auch, dass mich meine Kunden mochten, denn ich erhielt noch viele Anrufe, nachdem man von meiner Kündigung erfuhr.

Kurz und gut, das Visum schien für einen Augenblick in Gefahr gewesen zu sein, aber nun war ich mir wieder sicher, dass ich es bald erhalten würde. Danach wäre ich für diese Firma in Österreich sowieso nicht mehr zur Verfügung gestanden. Wenn der liebe Schwiegersohn nun wirklich seine Hände im Spiel hatte, dann war ich nur glücklich darüber, dass er kein Englisch sprach, denn somit hatte ich ihn wenigstens "aus den Haaren", wenn ich mal in den USA sein würde.

Endlich war der Interview Termin da, ich hatte meinen Mann nun schon fast 9 Monate nicht gesehen, ich freute mich sehr, bald wieder bei ihm sein zu können.

Mein Boss und ich hatten uns 10 Minuten vor 9 Uhr früh verabredet, und wer natürlich nicht da war, war er! Ich musste aber pünktlich um 9 Uhr beim Interview sein und konnte nicht länger auf ihn warten. Ich erreichte ihn zwar telefonisch, und er sagte, er sei im Stau stecken geblieben und er würde gleich nach kommen. Ich hinterließ Nachricht bei der Sicherheits-Kontrolle des Konsulats, aber man verweigerte ihm später den Eingang.

Ich war also wieder auf mich allein gestellt! Nur nicht nervös werden, sagte ich zu mir, aber ich musste meine Angst im Zaum halten, wie ein wildes Pferd.

Endlich wurde mein Name aufgerufen! Zitternd stand ich vor dem Fenster, und die Beamtin ging durch meine Papiere und begann, mir in freundlichem Ton Fragen zu stellen. Ich erzählte, wie immer alles wahrheitsgetreu, und sie schien sich sehr zu wundern, dass ich bisher kein Visum erhalten hatte. Da wurde ich wieder ruhiger und ich fühlte, heute wird es klappen!

Sie sagte, dass sie eine viel bessere Variante, als das Business Visum für mich hätte, und sie würde deshalb nur schnell ins Büro zurück müssen. In mir begann sich alles zu entspannen und Freude kam schon in mir auf, als die Beamtin zurück kam, - an ihrer Seite eine etwas ältere Beamtin, mit dem üblichen, strengen Blick.

Sie fragte mich: "Waren sie nicht schon einmal hier?" Was für eine Frage, dachte ich mir, aus meinen Unterlagen geht ganz klar hervor, dass ich schon 3 mal abgelehnt wurde. Ich antwortete mit "Ja". "Hat man ihnen das letzte Mal nicht gesagt, dass sie kein Visum bekommen?" ging es weiter. "Mir wurde das Besuchervisum ja deshalb verweigert, weil ich kein aufrechtes Dienstverhältnis nachweisen konnte." antwortete ich. "Hier habe ich nun die Arbeitsbestätigung und den Grund, weshalb ich ein Visum benötige, und ich würde Sie sehr bitten, mir diesen Aufenthalt zu gewähren" bat ich unterwürfig.

"N E I N , Sie bekommen k e i n Visum!" kam es fast melodisch aus ihr heraus.

Jetzt musste ich wohl bestimmter werden, schnell die Sache mit den Overstays erklären, bevor sie sich umdreht und weg ist. Alles was mir noch schnell in den Kopf kam, und was ich die letzten Jahre schon gelernt hatte, brachte ich hervor, ich wusste ja, was sie hören wollte. Schnell noch die Bilder hingehalten, die meine familiären und sozialen Bindungen in Österreich belegten, aber der ablehnende Blick und das Kopfschütteln der Konsularin bestätigten nur ihr Nein. Die junge Beamtin, die vorher so freundlich mit mir war, hatte einen etwas irritierten Ausdruck im Gesicht, und ja, ich begann nun zu betteln!!! Bitte helfen sie mir, es geht um meine Ehe, ich kann doch meinen Mann nicht so lange alleine lassen. Aber sie meinte nur, dass er mich ja in Österreich besuchen könnte. Ich unterdrückte meine Tränen, die sich nun anstatt der Freude anmeldeten, aber ich konnte sie nicht länger zurück halten!!

Da flossen sie dahin, meine Tränen, meine Träume und die letzte Hoffnung auf das versprochenes Überbrückungs-Visum! Business Visum ADE!!!!

Auf die Frage, wie lange ich nun noch auf die Green Card warten müsse, bekam ich wie üblich eine fadenscheinige Antwort, - keiner weiß es, und nichts ist garantiert!

Was bedeutete das nun für mich? Das Aus für meine Ehe? Ich meine die vergangenen Monate waren wirklich sehr, sehr hart für uns beide, der Stress mit dem Telefonieren wurde immer ärger, und mit Schreiben hat es mein Mann halt überhaupt nicht. Aber irgendwie war ich schon über das Ärgste hinweg, und mein Mann auch. Als ich ihn anrief und sagte, dass ich wieder abgelehnt wurde, meinte er nur, "Das habe ich mir das eh gedacht."

Was würde ich jetzt tun, es könnte ja noch im schlimmsten Fall fast ein Jahr lang dauern. Im Sommer 2008 wären die 5 Jahre zwar um, aber bis dorthin waren es immerhin noch 10 Monate. Aber würden die 4-5 Jahre überhaupt stimmen, womöglich dauerte es 7 Jahre, wie mir eine Beamtin einmal androhte?.... NEIN!!! So weit wollte ich jetzt gar nicht denken!
Aber was nun? Die letzten Monate bin ich irgendwie von Hoffnung zu Hoffnung getragen worden, zuerst die Hoffnung auf das Visum im März und danach hatte ich mich auf September eingestellt, aber was nun? Auch den Job war ich los und jegliche Freude, einen neuen zu suchen, war entwichen. Aber auf der anderen Seite blieb mir nichts anderes übrig, denn in ein paar Monaten würde meine Arbeitslosen Unterstützung auslaufen, ... und dann???

Wie kann ein Mensch in eine solche Situation geraten, fragte ich mich immer und immer wieder. Was hatte ich nur falsch gemacht, ich musste ein totaler Versager sein. Wahrscheinlich war ich nicht normal!! Hätte ich nur mehrmals dieselbe Auskunft eingeholt, hätte ich mir nur alles unterschreiben lassen, hätte ich doch, und wäre ich doch nicht....
Und mein guter Job, den ich 2004 aufgegeben hatte, für den Traum Amerika! Meine Traumwohnung, die ich verkaufte, um drüben ein schönes Haus mit Pool zu kaufen, alles weg! Übrigens, das schöne Haus (ohne Pool), das sich dann gerade noch finanzieren hat lassen, fing nun auch plötzlich an, im Wert zu sinken. Ich konnte es im "Worst Case Szenario" (das wäre wenn ich im nächsten Jahr die Green Card womöglich überhaupt nicht erhalte), gar nicht verkaufen. Ich würde ja bald kein Geld mehr von meiner hohen Anzahlung zurück erhalten.

Diese Selbstvorwürfe und allerhand dunkle Gedanken, geschürt von einigen Menschen in meinem Umfeld wollten mich zum Aufgeben zwingen.

Alles in allem, sehr , sehr deprimierend!!!

Meine Familie stand wirklich zu mir, und auch einige Freunde, aber immer mehr Leute konnten mir nicht mehr folgen. Meine Geschichte wurde immer länger und es war mir fast unmöglich, dieses ganze Wirrwarr in Kurzfassung zu erzählen. Selbst wenn mehr Zeit vorhanden war, um die vielen Fragen, zu beantworten, meine Zuhörer wurden immer mehr überfordert.

Und meine Ehe? Würde sie das überstehen? Ich hatte Angst dass mein Mann diese lange Zeit nicht durchhalten würde können. Wir mieden es von Anfang an, über Gefühle zu reden, damit unsere Trennung nicht noch schmerzhafter sein würde als notwendig. Toni ist auch nicht so kämpferisch wie ich, er verkroch sich lieber in seiner Fotografie, und ich war froh, dass ihn dieses Hobby so einnahm.

Die Trennung war sehr schmerzhaft für uns beide, aber wir spürten beide, dass wir uns irgendwie daran gewöhnten. Sollte mich mein Mann nun endlich einmal besuchen kommen? Oder würden wir uns damit nur wieder in einen neuen Trennungsschmerz begeben, wenn er dann nach 2 Wochen wieder heim fliegen würde?

Gleich nach meiner Visums Ablehnung kaufte ich einen neuen Laptop, der genug Speicherplatz hatte, um Skype zu installieren. Und ich kann euch sagen: Das war die beste Entscheidung von allen!! Als wir uns das erste mal seit 9 Monaten über Video Telefonie sahen, war das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es war so eine Verbesserung in unserer Kommunikation, dass ich es nicht genug unterstreichen kann. Von da an waren wir jedes Wochenende "zusammen", ja wir hatten sogar unseren Spaß. Stundenlang redeten wir, bis mich der Schlaf ins Bett zwang.

Wir entschieden, dass mein Mann nicht nach Österreich kommen sollte, wir beide hielten das für das Beste. Der erste Grund war, wir hatten uns nun schon an den Zustand gewöhnt, und ein Wiedersehen würde die Wunden wieder neu aufreißen. Auch finanziell waren wir ziemlich am Ende, ein Flug Ticket kostet mehr als 1000 Euro. Und schließlich hatten wir Angst davor, dass man auch meinem Mann bei der Einreise Schwierigkeiten machen könnte, er war ja auch nur ein Green Card holder, also Ausländer. Wir hatten nun schon so viele kuriose Sachen erlebt, und so entschieden wir uns, nichts mehr zu riskieren.

So ließen wir alles, wie es war, und nach einiger Zeit musste ich auch wohl wieder Arbeit suchen.

Fortsetzung folgt...................

Samstag, 17. Juli 2010

My Story Teil 11

Liebe Leser/innen!

Es tut mir leid, dass ich nicht früher dazu gekommen bin, Euch den Teil 11 zu präsentieren (ich muss ja auch noch arbeiten :-). Also so ging's weiter:
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Nachdem ich nun wieder einen guten Job, ein Auto und Aussicht, oder besser, eine Hoffnung auf ein Business-Visum hatte, bekam ich wieder neue Kraft. Die Depression, die dauernd an meine "seelische Haustüre klopfte" und mir weis machen wollte, dass ich nun endlich aufgeben und mich in das "schwarze Loch" fallen lassen sollte, war wieder verschwunden. Auch die vielen "Weh-Wehchen" (wie man in Österreich sagt), also die kleinen Krankheiten, die mich zusätzlich zu der enormen psychischen Belastung noch meiner letzten Freude beraubten, musste ich nun wieder los werden. Nur noch einer kleiner chirurgischer Eingriff im März, und dann wollte ich mich voll und ganz in meinen neuen Job investieren.

Ende März übernahm ich mein Firmen Fahrzeug, es war zwar nicht der versprochene Mercedes, sondern ein Mazda mit sehr hohem Kilometerstand, aber das machte mir wirklich nichts aus. Auch wurde mir gesagt, dass ich nun nicht nur den Süden und den Westen Österreichs bereisen sollte, sondern auch noch Slowenien und Kroatien. Ich hatte noch niemals zuvor ein so großes Verkaufs-Gebiet bereist, und schon gar nicht im Ausland. Wenn ich nur keine Panne haben würde, denn Slowenisch und Kroatisch spreche ich ja nicht. Aber ich sagte zu, denn je größer ein Gebiet ist, desto mehr Provision kann man natürlich verdienen, ja und Geld brauchte ich nun wirklich. Ich hatte zwar bisher noch um keinen genauen Betrag gefragt, denn die Aussage, dass ich mehr als bei meiner früheren Firma verdienen würde, war mir genug. Und meine Ex-Kollegin wusste ja, wie viel ich verdiente, sie war ja in der Buchhaltung beschäftigt. Nun war aber der Zeitpunkt hier, um klare Sprache zu sprechen, und so fragte ich, wie denn mein Grundgehalt und die Provisionsregelung genau aussehen würde.

Zu meiner Enttäuschung wollte man mir zuerst einmal nur ein Grundgehalt geben, das kaum höher war als die Arbeitslosen Entschädigung. Zusätzlich würde ich zwar noch Tagesdiäten und die Abdeckung aller Spesen erhalten, aber dass ein Leben im Außendienst ja auch viel mehr kostet, war wohl klar. Soll ich gleich ablehnen, dachte ich mir. Aber dann müsste ich sicher noch ein Jahr von meinem Mann getrennt bleiben, womöglich noch länger. Nach Ablauf einer Probezeit von 3 Monaten stellte man mir zwar ein höheres Gehalt in Aussicht, jedoch wieder, ohne genaue Zahlen zu nennen.

Unter normalen Umständen hatte ich mich an dieser Stelle von dieser Firma verabschiedet, aber in meiner Lage, willigte ich ein, zu diesen Bedingungen zu arbeiten. Mein Ziel war ja, ein Business Visum zu erhalten, und man sagte mir zu, mir in dieser Sache zu helfen. Auch dass ich schon nach einigen Monaten darum ansuchen wollte, fand Zuspruch bei meinen neuen Chefs, vielleicht hatten sie ja auch nur im Sinn, durch mich an den amerikanischen Markt zu kommen.

So fuhr ich also, ein wenig enttäuscht, aber doch mit viel Hoffnung wieder nach Wien.

Schnell noch ein wenig Business Kleidung gekauft und den Brief an den Bundespräsidenten abgeschickt (mit der Bitte um etwaige Hilfe für meinen 4. Visumsantrag), "and I would hit the road again"! Autofahren hatte mir schon immer Spaß gemacht: gute Musik zu hören, durch schöne Landschaften und Städte zu reisen und dann noch mit netten Menschen zu sprechen, das war genau das was ich liebte. Natürlich war es auch enorm wichtig, das richtige Programm zu repräsentieren. Die Trend Produkte und Gebrauchswaren dieser Firma waren zwar ein witziger Mix, aber beide Linien schienen Potential zu haben.

Am 2. April 2007 sollte es los gehen. Die erste Woche würde vom Schwiegersohn des Unternehmer Ehepaars eingeschult werden. Ich würde ihn bei einer einwöchigen Geschäftsreise begleiten und so die wichtigsten Kunden in West Österreich kennen lernen. Ich hatte den Schwiegersohn noch nicht kennen gelernt, aber er wurde sehr gelobt von meinen Chefs, und ich erwartete mir, dass er mich intensiv in die neue Materie einführen würde. Das Warenangebot war nicht nur riesig, sondern, wie bereits erwähnt, auch sehr unterschiedlich. Das Hauptprodukt waren Ölgemälde, handbemalt, aber in Mengen produziert. Mit dieser Linie sollte ich große Möbelhäuser betreuen. Das zweite, sehr erfolgreiche Programm, waren Rollen und Räder, die man über die großen Baumärkte verkaufte. Und schließlich gab es noch eine Linie von Badezimmer-Zubehör und noch einige andere Produkt Reihen.
Ich wollte die lange Anreise nach Vorarlberg nutzen, um von dem Schwiegersohn viel über Geschäft und Produkte zu erfahren.

An meinem ersten Arbeitstag stand ich schon um 2 Uhr morgens auf, um rechtzeitig um 4 Uhr früh an unserem Treffpunkt zu sein, den der Schwiegersohn vorgeschlagen hatte. Ich musste einen Umweg auf mich nehmen, ein Treffpunkt direkt an unserer Reiseroute hätte mir Zeit gespart, aber was soll's, dachte ich mir, das ist sicher ein junger Mann, der diesen Treffpunkt unbedacht ausgesucht hat. Ich wollte bei unserem ersten Treffen keinesfalls den Anschein erwecken, ihn korrigieren zu wollen, würde er ja mein zukünftiger Junior Chef sein.

Ich war etwas früher dort, stellte mein Fahrzeug auf einen sicheren Platz und pünktlich um 4 Uhr war er da, mein unmittelbarer Vorgesetzter. Kurze, sehr kühle Begrüßung, meinen Koffer in sein Auto, und los ging es. OK, dachte ich mir, vielleicht ist er ein "Morgen Muffel" (auch wieder ein österreichischer Ausdruck), ein Mensch, der in der Früh schlechte Laune hat. Oder vielleicht ist er schockiert, weil ich ein älteres Baujahr bin? Man würde ihm doch wohl ein wenig von mir erzählt haben? Oder vielleicht waren es andere Gründe, jedenfalls hat er kein Wort mit mir geredet. Auch egal, dachte ich mir, was es auch immer ist, ich werde ihn halt ein wenig aus der Reserve locken müssen. Langsam begann ich, ihm Fragen über die Firma und die Produkte zu stellen. Ich fragte dies und ich fragte das, aber seine Antworten waren wirklich sehr kurz, - zu kurz.

Bei unserem ersten Stopp an einer Tankstelle rannte ich schnell um ein bestimmtes "Örtchen" aufzusuchen, ich war wirklich schnell, aber als ich wieder zurück kam, wartete er schon mit laufendem Motor auf mich und bemerkte nur, dass wir ja keine Zeit verlieren dürften.

Bis München versuchte ich immer wieder, ein wenig Information über das Business zu erhalten, aber es gelang mir nicht. Meine Fragen wurden nur unwillig beantwortet, und von selbst sagte "Junior" nichts. Stundenlang ging das so, und ich fühlte mich wirklich nicht willkommen. Nach 10 oder 12 Stunden Fahrt waren wir dann endlich an unserem Ziel, bei unserem 1. Kunden, angelangt, - ohne einen einzigen Bissen im Magen, verschwitzt und unfrisiert!

Ich verstand nun, dass mich der kleine Mann extrem herausfordern wollte, ich wusste zwar nicht warum, aber eines war ganz klar, mich wollte er nicht. Anstatt mit mir Klartext zu reden, weshalb er mich nicht wollte (vielleicht hatte er einen Freund ausgesucht und die Schwiegereltern hatten nun mich angestellt, oder vielleicht wollte er nicht mit einer Frau zusammen arbeiten, oder was auch immer..), trieb er diese Art von "Spielchen" mit mir, um mich zum Aufgeben zu zwingen. Was er aber nicht wusste ist, dass ich das Wort Aufgeben nur im Zusammenhang mit einem Brief verwende.

Nach einem 16 Stunden Tag kamen wir dann "frisch und munter" im Hotel an, denn keiner wollte dem anderen zeigen, wie müde er war. Nach 10 Minuten "Erfrischungs-Pause" im Zimmer trafen wir uns dann noch im Restaurant, zum wohlverdienten Abendessen. Nach einem hervorragenden Dinner, so teuer, dass ich es mit den gesamten Tagessatz meiner Diäten nicht abdecken konnte, war ich dann aber wirklich bereit, mich zurückzuziehen.

Aber mein ehrgeiziger Vorgesetzter wollte unbedingt noch seinen Triumph. Wir hatten zwar inzwischen schon kürzere Gespräche miteinander geführt, aber dass er jetzt noch seinen Laptop hervorholte und mit der Einschulung beginnen wollte, war mir dann wirklich zu viel. Den ganzen Tag hatte ich ihn über all diese Dinge ausgefragt, und jetzt wollte er mir auf einmal alle Fragen beantworten!

Um 21 Uhr, nach einem 19 Stunden Tag "warf ich dann das Handtuch", verabschiedete mich höflich und fiel wie tot ins Bett. Vielleicht war ich doch schon zu alt für solcherlei Wettbewerbe?

Auch die nächsten Tage verliefen ähnlich, doch war ich dann schon vorbereitet und hatte einige Knabbereien dabei, um den ärgsten Hunger tot zu schlagen.

Nach meiner Einführungswoche mit meinem neuen Junior Chef konnte ich es kaum erwarten, alleine los zu fahren. Ich musste nur einfach eine hervorragende Arbeit leisten, dann würde sich schon alles einlenken. Dieser kleine Mann würde mir aber auf keinen Fall mein Business Visum verderben. Ich würde einfach vermeiden, mit ihm zu arbeiten, ich konnte ja über meine Ex-Kollegin und nunmehrige Vorgesetzte und ihren Mann kommunizieren, sie waren ja schließlich die Eigentümer des Betriebes.

In kurzer Zeit hatte ich mein riesiges Gebiet organisiert, meine Routen bestens geplant, alle Kunden persönlich kennen gelernt und auch gute Aufträge eingeholt. Jede Nacht schlief ich in einem anderen Hotel, ein Leben, das man sonst als verheiratete Frau wohl nicht führen könnte, außer der Ehepartner lebt 10.000km weit entfernt. Ich arbeitete wirklich sehr schwer, aber ich hatte ja keinerlei andere Verpflichtungen und die Wochenenden gehörten meiner Familie und Freunden.


Nach einigen Wochen bekam ich tatsächlich einen Brief vom Österreichischen Bundespräsidenten (ja in Österreich ist das möglich), in dem man mich an einen höheren Beamten im Innenministerium verwies. Ich rief dort an um einen persönlichen Termin mit diesem Beamten, den ich schon mehrmals im Fernsehen gesehen hatte, zu vereinbaren. Bei diesem Telefonat schilderte ich meine Situation in kurzen Worten und mir wurde gesagt, dass man mit den zuständigen amerikanischen Behörden Kontakt aufnehmen würde.
Ich war voller Zuversicht, ich hatte durch meine Arbeit nun nicht nur die bessere Voraussetzung, ein Visum zu bekommen, vielleicht würde man mir sogar einen Rechtsbeistand zur Verfügung stellen, der mir beim Ansuchen behilflich sein würde, oder mich gar zum gefürchteten Interview begleiten.

Aber gleich nach ein paar Tagen bekam ich einen Rückruf des Beamten, und in einem sehr forschen Ton sagte er mir Folgendes:

"Ich kann ihnen sicher nicht helfen, sie haben ja mehrmals ihren Aufenthalt in den USA überzogen!"

"Was meinen sie damit?", fragte ich.

"Sie sind mindestens 3 mal zu spät ausgereist, also länger als 3 Monate, und somit ILLEGAL (!!!!!) im Land geblieben!"

"Woher haben sie denn diese Auskunft?" fragte ich, worauf er mir antwortete, dass dieser Vermerk in meinen Akten stehen würde.

Ich war wie gelähmt! Ich war sprachlos! Das konnte doch wohl nicht wahr sein!! Ich würde doch nicht so dämlich sein und mir 16 Flug Tickets kaufen und dann nicht rechtzeitig ausreisen!!! Ich konnte den Beamten sofort davon überzeugen, dass ich nicht lüge, und er gab mir auch den versprochenen Termin im (österreichischen) Ministerium, um sich meine ganze Story anzuhören. Aber ich war nun davon überzeugt, dass man mich einfach nicht mehr ins Land lassen wollte. Ich selbst wusste zwar, dass diese Beschuldigungen vollkommen haltlos waren, aber mir wurde gesagt, dass ich dafür den Beweis erbringen müsse. Zu beweisen, dass ich tatsächlich immer pünktlich ausgereist war, konnte ich nur dadurch, dass ich ALLE 16 Flug Tickets vorzeigen musste (die Daten, wann ich illegal im Land gewesen wäre, wurden mir nämlich nicht genannt). Ja und das war schon mein nächstes Problem: bis auf die letzten, hatte ich alle Tickets weggeworfen.

Mit diesem Zwischenfall war ich nun an einem Punkt angelangt, wo ich an mir selbst zu zweifeln begann. Manchmal dachte ich mir, dass ich womöglich verrückt bin, denn für eine Verschwörung würde ich wohl zu unbedeutend sein. Auch dass in einem einzigen Fall, wie dem meinen, so viele Fehler passieren, dass könnte doch wohl auch nicht sein. Irgendwie kam mir das ganz nicht mehr real vor. Auch die Sache mit meiner Arbeit, und die Art wie mich dieser Schwiegersohn behandelte, trugen dazu bei, dass ich nun fest davon überzeugt war, dass mit mir etwas nicht stimmt. Es kann nur an mir liegen, irgendwie gehe ich alles so falsch an, dass ich es selber gar nicht merke. Viele Tränen, Zorn, Sebstmittleid und bis zur totalen Erschöpfung, das waren die Gefühle, die mich fast überwältigten. Und dann noch diese Hoffnungslosigkeit! Wahrscheinlich würde ich meinen Mann nie mehr wieder sehen.

Aber dann nahm ich mich wieder an meinem eigenen Schopf und zog mich heraus aus diesen Gedanken. Ich darf nicht zulassen, dass mich diese Leute kaputt machen!! Nein, ich habe nicht überzogen und ich werde den Beweis erbringen!!!

Die meisten Flüge hatte ich ja über British Airways gebucht, nur die ersten Jahre war ich mit Austrian Airlines geflogen und deren Partnern in den USA.
Ich rief also gleich bei "British" an und erklärte was ich benötigte. Aber dort konnte man anhand von Name und Adresse keine Flugdaten vergangener Jahre hervor holen, man brauchte das GENAUE EINREISE- und AUSREISE-DATUM. Gut das Einreise Datum war ja kein Problem, dafür gab es ja die Stempel im Pass, aber das Ausreise Datum wusste ich nicht genau, denn wenn man ausreist erhält man ja keinen Stempel in den Pass , sondern man gibt lediglich den Abschnitt des Visa-Waivers ab.

Ich durchsuchte also meine Pässe und schrieb alle Einreise Daten heraus, und da sah ich es plötzlich: 2 falsche Stempel!!! Mein neuer Pass, der im Februar 2005 ausgestellt war, wies einen Einreise Stempel vom Januar 2005 auf, also ich war schon einen Monat bevor mein Pass überhaupt existierte in die USA "eingereist".

Jetzt verstand ich, was da los war, kein Komplott! Schlicht und einfach, WIEDER EIN FEHLER! Dieses Mal verursacht bei der Pass Kontrolle. Man hatte einfach vergessen, den Monat am Datums-Stempel umzustellen!! Und nachdem dieser Stempel nicht nur in meinem Pass aufscheint, sondern auch auf dem Visa-Waiver, hatte die Abgabe meines Abschnittes bei der Ausreise im Mai, natürlich aus 3 Monaten 4 gemacht! Und das hat mich natürlich wieder in sehr schlechtes Licht gerückt.
Dieser Stempel und auch ein anderer Stempel einer Einreise von der ich noch das Flug Ticket hatte, waren falsch. Es war daher sehr wahrscheinlich, dass auch noch ein dritter Stempel falsch war, und somit ergaben sich die "3 Überziehungen" in den Augen der Behörde.

Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie glücklich mich diese zufällige Entdeckung gemacht hat, denn eine Bestätigung von Britisch Airways über alle meine Flüge erhielt ich nie.

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so, das mal für heute, ich hoffe der nächste Teil lässt nicht so lange auf sich warten...

Entschuldigt die Fehler, hab keine Zeit zum Korrigieren (werde es nachholen)

Danke fürs Lesen, ich würde mich sehr über Kommentare freuen.

Bis bald....

Montag, 5. Juli 2010

My Story Teil 10

Nach der 3. Ablehnung des Besuchervisums war ich natürlich sehr, sehr enttäuscht. Ich hatte mich zwar mental auf dieses Worst Case Szenario vorbereitet, aber ganz ehrlich, tief in meinem Herzen dachte ich schon, dass es diesmal klappen würde.

Nun hatte ich das endgültige Aus für ein Visum, ein weitere Versuch würde nicht nur sinnlos sein, sondern würde vielleicht sogar meine Green Card gefährden. Es gibt zwar keine Zahl, die besagt, wie oft man um ein Visum ansuchen darf, aber die Konsularin hat mir deutlich gemacht, dass ich es nicht mehr versuchen sollte. Auf die Frage, ob sie mir schon genauer sagen könnte, wie lange ich nun noch auf die Green Card warten müsse, sagte sie mir Folgendes: "Kein Mensch kann das genau sagen, es kann 3, 5 oder 7 Jahre dauern. Diese Aussage verabreichte mir wieder einen Schock, der mir wieder viel Angst bereitete und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit gab. 7 Jahre??? Wieso sagte sie so etwas?? Da würde ich ja noch 3,5 Jahre warten müssen!!!! Seit mehr als 3,5 Jahren wurde uns immer die Zahlen 4,5 bis 5 Jahre genannt, abgesehen von der ursprünglich falschen Auskunft, wo es hieß 6-9 Monate. Und jetzt nach so langer Zeit präsentierte man uns wieder etwas Neues? Ich empfand das absolute Bedrohung! Dürfen Staaten so etwas machen? Obwohl ich diese Angabe nicht glaubte, ich hatte nun schon mit so vielen Leuten geredet und erkundigte mich auch immer wieder über das Internet. Nein diese Zahl wurde mir nur hingeworfen, damit ich aufgebe, dachte ich mir.

Ich hatte nun zwei Möglichkeiten, entweder ich gebe ich wirklich auf, oder ich warte die Zeit aus, und mache das beste daraus. Ich entschied mich für das letztere. Zusätzlich wollte ich aber einen Brief an den Österreichischen Bundespräsidenten senden, mit der Bitte um Hilfe. Ich konnte nicht einsehen, dass man mich so behandelt, ich hatte nichts Unrechtes getan. Da ich mir offensichtlich selber nicht helfen konnte, wollte ich mich um Hilfe von höchster Stelle bemühen.

Meine Arbeitslosen Entschädigung war nicht schlecht, weil ich ja früher gut verdient hatte. Ich hätte mich eigentlich auf der faulen Haut ausruhen können und nichts tun, aber das würde die Wartezeit noch viel länger erscheinen lassen, als wenn ich mich voll und ganz in einen Job investieren würde.

Ich hatte ja das Angebot von meiner ehemaligen Arbeitskollegin und das Interview mit ihrem Mann lief hervorragend. Ich hatte keine Ahnung was die Leute eigentlich machten, aber wie sich jetzt herausstellte, hatten sie ein riesiges Waren Angebot, das sie vertrieben oder vermittelten. Obwohl es nur ein kleines Familien Unternehmen war, betrieben von dem Ehepaar und den Kindern, bedienten sie große Handelketten auf dem Bau- und Einrichtungssektor. Der Plan mit mir war, dass ich den Schwiegersohn entlasten sollte, der einen Großteil Österreichs und Deutschlands bereiste und auch Slowenien und Kroatien. Man fragte mich, ob ich bereit wäre, den Süden Österreichs abzudecken. Ich wohnte zwar im Norden, aber man wollte mir alle Spesen abdecken, die durch vermehrte Hotel Nächtigungen entstehen würden. Wenn ich wollte, könnte ich auch ein größeres Gebiet bekommen, sagten sie, und ich meinte, dass mir das nichts ausmachen würde, wenn ich dadurch mehr verdienen konnte. Ja und man bot mir auch einen Firmen Wagen an, einen Mercedes.

Ich selbst brauchte nicht viel zu reden, denn meine Exkollegin wusste Bescheid, dass ich die letzten 7 Jahre bei Zweckform immer für meine hervorragenden Leistungen gelobt wurde. Ich hatte das Gefühl, die Leute wollten mich einfach haben, was mich ziemlich erstaunte, denn man wusste ja ganz genau, dass ich in ca. 1,5 Jahren (ich hielt and dieser Zahl fest!) ja sicher nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Auf meinen Hinweis auf diese Situation, eröffneten sie mir ihre weiteren Pläne, die mich fast in "Entzückung" versetzten! Sie dachten sich nämlich, wenn ich dann endgültig nach Amerika ziehen würde, könnte ich drüben das Geschäft für sie aufbauen. Ich kann Euch nicht sagen, wie begeistert ich war, ich hatte nun nicht nur einen Job, der mich durch diese schwere Zeit der Trennung von meinem Mann tragen würde, ich hatte auch schon einen Job für Amerika.

Nach dieser herzlichen, sogar freundschaftlichen Aufnahme vereinbarten wir den Termin, wann ich den Firmenwagen übernehmen und starten sollte. Über das Einkommen hatten wir überhaupt nicht geredet aber man stellte mir in Aussicht, dass ich mindestens so gut wie bei meinem alten Job verdienen würde. Mit diesen guten Aussichten verließ ich den kleinen Ort im Süden von Wien wieder per Zug der mich wieder zurück brachte nach Wien/Simmering. Dieses Angebot war die Versöhnung mit meiner Situation. Wir hatten ja schon so viel Geld verloren, jetzt hatte ich wenigstens die Aussicht, einen guten Teil zurück zu verdienen.

So ist's halt schon mal, wenn das Kind zu viel weint, dann kauft man ihm ein Geschenk. Dieses Job Angebot war ein Geschenk des Himmels für mich, so ein Zufall, so ein Glück im Unglück!!! Jetzt hatte ich wieder etwas zum Träumen und zum Planen, und meine Gedanken könnten sich endlich mit etwas anderem beschäftigen als nur mit meiner Visa Misere.

Als ich mich so durch die österreichischen Bundesländer durch dachte, meine zukünftigen Kunden, und mir den Business Start in Amerika visualisierte, hatte ich plötzlich einen Geistesblitz:

B U S I N E S S - V I S U M !!!!!!!!!!!!!!!!!

Genau! Das war ja immer die Begründung meiner Ablehnungen, keine Ökonomische Bindung hier, und somit kein Grund für eine Rückkehr nach Ablauf des Visums!

Ich hatte heute nicht nur einen tollen Job bekommen und Aussichten auf eine Einkommensquelle in Amerika, ich hatte nun auch die Lösung für mein Visa Dilemma: ein Business Visum B-1 !

Also es gab doch noch eine 4. Chance!

Fortsetzung folgt!

Donnerstag, 1. Juli 2010

My Story Teil 9

Der 3. Anlauf:

Die ersten 2 Monate nach meiner Rückkehr habe ich dazu verwendet, mich in meiner neuen Umgebung, im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering, einzugewöhnen. Das fiel mir nicht leicht, nicht weil ich mich in meiner Heimat Österreich nicht mehr wohl fühlte, nein es waren die ganzen Umstände.

Ich fühlte mich total entwurzelt! Meine schöne Wohnung hatte ich verkauft und in meinem schönen Haus in Amerika durfte ich auch nicht sein. Meinen guten Job hatte ich aufgegeben, und um einen neuen wollte ich mich gleich gar nicht bemühen, denn ich hatte nur eines im Kopf, wieder um ein Visum anzusuchen. Aber die Umstände in denen ich mich befand quälten mich sehr, besonders diese Gedanken:
"Hätte man mir das von Anfang an gesagt, dass es so lange dauert, eine Green Card zu bekommen, wäre ich noch immer in meiner Wohnung und ich hätte noch immer meinen gut bezahlten Job. Mein Mann wäre hier geblieben und wir hätten alles Glück auf Erden. Hätte man mir später gesagt, als heraus kam, dass es 4-5 Jahre dauert, dann wäre mein Mann wieder zurück gekommen nach Österreich. Er hätte zwar keinen Job gehabt, aber unsere Wohnung war noch da und mein Job. Irgendwann hätte er auch wieder Arbeit gefunden und wir wären glücklich und zufrieden gewesen. Hätte diese Person und nicht die falsche Auskunft gegeben, und jene Person nicht falsche Hoffnung gemacht und hatte uns die Konsularin doch das Visum gegeben...."

"Hatte ich nur, hätte ich doch nicht, hätten diese doch nur und jene doch nicht...... " das hämmerte immerzu in meinen Gedanken.

Mein Glaube half mir sehr durch diese schwere Zeit, ich wusste, dass es nichts bringt, immer in die Vergangenheit zurück zu schauen, man kann sie ja eh nicht mehr ändern. Auch musste ich den Leuten vergeben, die mich in diese Situation gebracht hatten (das war am schwierigsten). Und schließlich, - ich durfte ja nicht aufgeben!

1000 mal habe ich meine Situation erklären müssen, immer wieder fragten mich die Leute, warum ich denn solche Schwierigkeiten hätte, und meine Antworten wurden immer länger, da meine Geschichte ja umfangreicher und komplizierter wurde. Niemand hatte natürlich die Zeit und Geduld, sich das alles anzuhören, sobald ich aber etwas ausließ machte alles keinen Sinn, und ich hatte das Gefühl, dass man mir dann das ganze nicht mehr glaubte.

Ich hatte früher die Einstellung, dass, wenn man ehrlich ist, und sich and die Gesetze hält, einem nichts passieren kann. Ich dachte, die Leute bringen sich immer selber in die Schwierigkeiten.

Ich hatte mich auch schon mehrmals in Schwierigkeiten gebracht in meinem Leben, aber dieses Mal fühlte ich mich wirklich im Recht, ich wusste nicht, was ich anders machen hätte sollen.

Aber ich wollte jetzt nicht mehr zurück schauen, sondern mich bestens auf den 3. Anlauf vorbereiten. Dieses Mal musste es klappen und ich würde mein Visum bekommen.

Ich bin sehr dankbar für die vielen Menschen, die mir wirklich halfen, bzw. es versuchten. Da waren 2 österreichische Beamte (einer im Innen- und der andere im Außenministerium in Washington), beide nahmen sich alle Zeit für mich, die man sich nur vorstellen kann. Der eine Beamte, von hohem Rang, traf sich mit mir sogar in ungezwungener Weise in einem Café in Wien, um sich meine Story anzuhören. Er war gerade hier auf Urlaub und bot mir an, mich zu treffen. Er hatte kein Problem mit meiner Geschichte und glaubte mir alles. Er gab mir auch sehr wertvolle Ratschläge und sagte mir, dass ich um einen Interview Termin bei der höchsten Beamtin, der amerikanischen General Konsularin, bitten sollte, was ich auch tat.

Das Ausfüllen des Visums Antrags ging mir mittlerweile schon recht leicht von der Hand, bzw. von den Tasten, da man ja heutzutage schon alles Online ausfüllt. Auch ein Schreiben musste wieder verfasst werden, über den Grund meiner Einreise. Ich musste ich die General Konsularin auch davon überzeugen, dass ich nach Ablauf des Visums wieder das Land verlassen würde. Und das kann man am besten, wenn man belegen kann, dass man hier feste familiäre, soziale und ökonomische Bindungen hat. Natürlich braucht man auch einen Nachweis über genügend Finanzen, damit man nicht womöglich in Versuchung kommt, das amerikanische Sozialsystem auszunutzen ;-).

ALL das konnte ich wie immer belegen und vorweisen, aber dieses Mal wollte ich es besonders gut vorbringen. Ich dachte immer, eine Familie zu haben (Sohn und Enkelkinder) würde wohl als besonders "starke Bindung" angesehen werden, aber nein, das ist zu wenig, hat mich die Erfahrung gelehrt. Also musste ich dieses Mal auch Bilder von der ganzen Großfamilie dabei haben: Bruder, Schwägerin, Nichten und deren Kinder, Onkeln und Tanten und von unseren jährlichen Cousinen Treffen.
Auch mein Pass war wieder ein Beweis dafür, dass ich ausreisewillig bin, aber das wurde mir ja schon das letzte mal nicht angenommen.
Natürlich konnte ich wieder die Job Zusage meines Bruder vorweisen, allerdings hatte ich noch immer kein aufrechtes Dienstverhältnis.
Leider gibt es nur wenige Jobs, die ein halbes Jahr Urlaub bieten. In den Sinn kommt mir da nur ein Professor ;-), der sich ein Karenzjahr nimmt.

Naja, ich war kein Professor! Aber sonst hatte ich alles in meiner Tasche, was beweisen würde, dass ich nach dem Ablauf meines Visums nicht illegal im Land bleiben wollte.

Und dieses Mal hatte ich noch etwas dabei, das mir die Türen nach Amerika sicher öffnen würde: Einen Brief eines Senators! Der Senator hat einen hohen Rang in Amerika! Jeder Staat stellt 2 Senatoren, daher bilden 100 Senatoren den Senat in Washington. Jedes Gesetz, das vom Amerikanischen Präsidenten unterzeichnet wird, wurde vorher vom Senat verabschiedet.
In dem Brief des Senators stand, dass man mein Ansuchen auf ein Visum positiv erledigen möge unter Einhaltung des Gesetzes. Natürlich musste er sich mit dieser Formulierung absichern, denn er wusste ja nicht, ob nicht vielleicht ein schwarzer Punkt in meiner Vergangenheit war. Von Amerika aus bekommt man ja keine Einsicht in das österreichische Vorstrafen Register. Da ich aber wusste, dass ich eine "weiße Weste" hatte, hat mich diese Formulierung nicht besonders gestört. Aber trotzdem, - ich hatte große Angst.

Dann war es soweit, der große, Angst machende, Nerven zerreißende, Schwindel erregende Tag war da: Das Interview für ein Touristen Visum bei der amerikanischen General Konsularin!

Sie war sichtlich genervt, dass ich SIE bemühte und stellte sich voll hinter die beiden vorangegangen Ablehnungen. Sie schien keine Zeit zu haben, mich anzuhören, aber ich ließ mich dieses Mal nicht so schnell abfertigen, wie an der Kasse beim Supermarkt. Die Überraschungs- und Schock-Taktik ließ sich bei mir nicht mehr anwenden, ich war guuuut vorbereitet. Ich ließ mich auch vom scharfen Ton nicht mehr irritieren, diesmal war auch meine Stimme stark und laut. Die wartenden Antragsteller, im Warteraum hinter mir, konnten jedes Wort verstehen, und sicher dachten sie sich, dass bei mir etwas nicht stimmte, denn mit niemanden verfuhr man so wie mit mir. Ich fühlte mich wie eine Kriminelle, ja, mit einem solchen Ton sprach man mit mir. Den Brief des Senators hat sie nur kurz überflogen und respektlos zu Seite geschoben. Als ich merkte, dass es absolut keine Chance für ein Visum gab, nahm ich mich zurück, ich wollte mir nicht noch die Aussicht auf meine Green Card verderben.

Zum dritten Mal verließ ich die Szene wie ein geschlagener Hund. Was hatte ich denn Schreckliches verbrochen? Was bin ich denn für eine Gefahr für di USA??? Ich will ja nur meinen Mann besuchen!! Ich will ja nur ein TOURISTEN-Visum, - kein TERRORISTEN-Visum!!!!

Das war meine letzte Chance, resignierte ich! Das hat man nun davon, wenn man alles recht machen will. Wäre ich nur auch illegal im Land geblieben, wie 12 Millionen andere auch. Als ich meinen Mann anrief und ihm sagte was los ist, meinte auch er, dass ich nie ausreisen hätte sollen.

Die Trennung tat uns nicht gut, wie würden wir das alles nur schaffen?? Werde ich nun den Job bekommen, der mir angeboten wurde. Wann würde mich mein Mann besuchen kommen, wie lange würde das Geld reichen.

Und der Schmerz in meiner Seele!!! Sie schrie fortwährend: "KANN UNS DENN NIEMAND HELFEN" ????


Fortsetzung folgt